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Durstig?! Wie Waldläufer Wasser finden

In Europa, vor allem hier in Deutschland, machen sich die Menschen keine Gedanken über Wasser. Regen wird als lästig empfunden und allerorts wird über den Regen geschimpft. Abwässer und Gifte werden durch jeden von uns - den Verbrauchern - in die Seen und Flüsse geleitet, als wenn es genug davon gäbe.

Australier, Bauern und Gärtner denken da anders. Und die Einsicht kommt spätestens beim Waldlauf: wenn es gilt, trinkbares Wasser zu finden. In unserer Kulturlandschaft ohne Hilfsmittel nicht möglich. An einem Wochende versuchten wir Wasser ohne mitgenommenen Filter zu gewinnen - eine Tortur! Da schwimmt die Windel und die Bierflasche an einem vorbei, während wir Wasser aus einem Teich schöpfen wollten. Spätestens beim benutzten, vorbeigondelnden Kondom vergeht einem der Durst. Wir stiegen von da an um auf Tau ...



Die Qualität von Oberflächenwasser in Europa ist verachtend schlecht. Durch Abgase, Düngemittel, Waschmittel und Industrie in die Umwelt eingewaschene Gifte ist das Wasser ungenießbar und mit gesundheitlichen Schäden ist zu rechnen. Forscher haben bei uns in der Gegend einen zehnfachen über "vertretbaren" Bleiwert in den Innereien von Wildtieren gemessen. Aber wir schweifen schon wieder ab zum Naturschutz. Nur eins noch dazu: wir können alle durch Verzicht, Ersatz oder Minimierung von Waschmitteln dazu beitragen, daß auch unsere Nachfahren in den Wäldern streifen und Wasser schöpfen können. Tips hierzu: Essig gibt einen guten Haushaltsreiniger, mit Alkohol versetzt einen Scheibenreiniger. Mit Pfefferminz versetzt ein Insektenmittel. Geschirr kann ohne Waschmittel gewaschen werden - vorausgesetzt es wird sofort gewaschen.

Informationen über Ersatzmöglichkeiten herkömmlicher Reinigungsmittel findet ihr hier: Ökoseite mit Tips


Doch zurück zum Thema. In Australien gilt: "Any water- good water". In der Notsituation gilt das besonders. Hier in Europa genügt, das reichlich vorhandene Oberflächenwasser chemikalisch und bakteriologisch zu filtern und abzukochen. Auf dem Meer gilt es Regen aufzufangen. In der Steppe und Wüste wartet man da vergebens. Dort sucht man das Wasser im Boden, in den Pflanzen und Tieren.

Also in Europa das Wasser filtern .. klingt leicht. Ist es aber bei weitem nicht! Mit einem der aktuellen Kohle-Keramikfilter aus dem Ausrüsterladen ist das reine Pumparbeit. Aber wenn dieser Filter auch noch gebaut werden muß, sieht das schon wieder anders aus. Da ist zum Beispiel der Sand-Kohle-Filter. In jedem Survivalbuch steht dieser Filter als das Nonplus-Ultra. Wir haben ihn nachgebaut, ein Hosenbein als Filterrohr. Es ist eine Riesensauerei und am Ende kam Wasser heraus, das irgendwie "komisch" schmeckte. Im Prinzip verwenden Wasserwerke die gleiche Methodik - aber da werden gewaschener Sand und medizinisch reine Holzkohle verwendet. Dieser selbstgebaute Filter ist nur was für den Notfall. Für den Waldläuferalltag in Europa sind wir auf Regen, Tau und den Pumpfilter angewiesen. Traurige Realität. Bei Benutzung des Pumpfilters ist es ratsam, ein bis fünf Meter neben dem Teich/Fluß an einer sandigen(!) Stelle ein Loch zu buddeln. Das dort einfließende Wasser abschöpfen, bis klares Wasser fließt. So ist das Wasser weitgehenst von Schwebeteilchen gereinigt, die nicht wieder aus dem Filter gekratzt werden müssen.



Um Regen aufzufangen benötigt man a.) Behältnisse und b.) Regenfang-Oberfläche. Ideal ist eine Plane, die auf dem Boden gespannt wird - über ein Loch, damit sich ein Teich bilden kann. In Töpfe und Becher gestellte Stöcke und gespannte Seile bilden natürliche Regenrinnen. An den Stämmen von Bäumen läuft ebenfalls Wasser herab. Ein Seil gespannt bis in einen Becher nutzt dieses Wasser.

In Wüsten und Steppen ist es notwendig Wasser zu suchen, da hier selten Wasser an der Oberfläche zu finden ist. Hier fließen Flüsse unterirdisch, so wie in Australien. Überall wo es Pflanzen und Tiere gibt, gibt es auch Wasser. Auch in den Steppen regnet es ab und zu. Und dieses Wasser gilt es zu finden. Orientiere Dich dabei an Bergen und den Kanten der Hochebenen. Fels läßt Wasser nicht eindringen und leitet es ab. Geradeso wie Wasser an einem Zeltdach herab läuft. An den Steilkanten der Hochebenen und in den Tälern sammelt sich das Wasser dann wie in einer Regenrinne.



Dort kann es dann unterirdisch und in den Pflanzen gespeichert werden. Hier ist die Ausbeute am größten. Am erfolgreichsten sind Felsspalten. An solchen Orten sind die Bäume und das Gebüsch höher, grüner. Tierpfade führen Dich zu Wasserstellen: folge den zusammenlaufenden Spuren, sie führen Dich zum Wasser. Gabelt der Pfad sich, führt er vom Wasser weg.



Findet man ein ausgetrockneten Bach oder Fluß, gräbt der Wald- und Steppenläufer an der Außenkurve nach Wasser. Oder läßt graben: Wildschweine und andere Tiere scharren tiefe Mulden an Stellen, wo man Wasser findet. In Australien gibt es Flußkrebse und Kröten/Frösche, die sich eingraben und einen Wasservorrat anlegen. Die Krebse um sich herum im Loch, den Kröten muß das Wasser erst erwrungen werden ;o). Diese Tiere findest Du, indem Du dich am tiefsten Punkt des ausgetrockneten Gewässers stellst und dir einen Rand vorstellst in ungefähr 50cm Höhe. Also wo das Wasser mit 50cm Höhe gestanden hat. Entlang dieser Linie wirst Du die Frösche finden. Das funktioniert auch im ausgetrockneten Sumpf.



Wasser läßt sich auch von den Bäumen direkt gewinnen - durch Wasserwurzeln! Suche Bäume nicht unbedingt in Wassernähe - auf Sandhügeln sind sie ergiebiger. Das liegt daran, daß das Wasser in den Wurzeln schneller steigen muß, wo der Baum nicht direkt an einer Quelle liegt.

Bevor Du wild im Erdreich wühlst, schüttele lieber einen Busch und schaue, wo Wurzeln entlang laufen. Wasserführende Wurzeln liegen horizontal zur Erdoberfläche. Niemals senkrecht aufsteigend. Sie sind glatt und nicht dicker als dein Handgelenk. Um das Wasser zum Auslaufen zu bringen, müssen verschiedene Dinge beachtet werden: die Wurzel muß mit einem scharfen(!) Messer abgeschnitten werden. Benutzt du ein stumpfes Messer, quetscht du die Zellen - die Poren werden zugequetscht. Beachte außerdem, daß das Wasser in den Wurzeln von unten nach oben steigt. In dieser Richtung wird das Wasser fließen. Halte also immer das dem Baum zugewandte Ende in das Gefäß (oder Mund).

Anstatt nach Wurzeln zu graben kannst Du auch einen jungen frischen Baum fällen, köpfen und kopfüber in eine Astgabel hängen. Sobald das Wasser aufhört zu fließen, halbierst Du das Stück und beläßt das dünne Ende im Gefäß. So wirst Du mehr aus einem Stück Stamm herausbekommen. Eine Sache gibt es noch zu beachten: das Wasser aus den Wurzeln ist unbedingt genießbar, das Stammwasser kann sirupartig sein und ungenießbar. Milchigen Saft nicht trinken.



Mit einer Tüte bewaffnet, braucht der Waldläufer die Flora nicht zu zerstückeln: über einen belaubten Zweig gestreift, fängt man das Schwitzwasser des Baumes auf. Bei warmer Witterung funktioniert das wunderbar.



Eine durchsichtige Plane kann in einen Destillator umgewandelte werden - viel Sonne vorausgesetzt. Das Prinzip dürfte jedem bekannt sein. Aus dem Boden und aus in das Loch gegebenes Grünzeug entweichender Dampf kondensiert an der Folie und tropft in den Behälter in der Mitte. Alles destilierte Wasser muß mit Mineralien (Sand) versetzt werden. Ansonsten würde man die eigene Austrocknung durch Mineralentzug noch fördern.



Im tiefen Schnee des Nordens wandernd, stecke Schnee in eine Tüte in deine Jackentasche. Um unterwegs Wasser zu gewinnen ist dies die Methode. Für das Lager bleibt das Erhitzen am Feuer.


Soweit zum Thema Durst. Um Wasser aufzubewahren braucht es Gefäße. Einen Artikel dazu findet ihr hier:
Gefäße


Wir wünschen allen das unvergleichliche Erlebnis, Wasser aus einer unbelasteten Quelle fernab der Zivilisation zu kosten. Der weiche, leicht mineralische Geschmack ist unvergleichlich gut. Aborigines sagen: wer einmal davon gekostet hat, wird immer zurück kehren. Der Ruf der Wildnis.
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