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Große Pilzkunde

Wie versprochen hier die Liste der gefundenen Pilze September 2001. Zusätzlich einige Informationen über Pilze, die Unheil anrichten.

# Allgemeine Informationen
# Aufgepasst beim Pilzesammeln
# Warum mensch Pilze essen sollte
# Unsere gefundenen Pilze
# Pilze, die wir nicht bestimmen konnten
# Giftige Pilze
# Pilze und Alkohol
# Warum Pilze nicht in Plastiktüten gesammelt werden
# Was tun bei einer Pilzvergiftung
# Sammler-Regeln
# Literaturverzeichnis

Erste Worte

In Deutschland gibt es circa 6000 verschiedene Großpilzarten. Viele sind essbar, andere ungenießbar und einige wenige giftig (manche leider sogar tödlich). Jedes Jahr gibt es in Deutschland Todesfälle durch Pilzvergiftungen.

Wir haben bei unserer ersten Pilzsammlung die gefundenen Pilze bestimmt und die sicher als genießbar erkannten, nachher gegessen. Dabei tauchten einige Probleme für uns auf. Die große Anzahl an unterschiedlichen Pilzarten machten ein Bestimmen an Ort zu einer langwierigen Sache. Und dabei waren wir uns meist am Ende nicht einmal vollständig sicher, ob das wirklich der bestimmte Pilz ist. Die hier abgebildete Pilzliste ist nicht als Bestimmungshilfe für andere Anfänger gedacht. Sie gibt nur wieder, was wir nach bestem Wissen herausgefunden haben und kann nur eine erste Orientierung ermöglichen. Falls euch ein Fehler auffällt, oder ihr uns Ratschläge geben könnt:
Macht das bitte auch!!!
Wir freuen uns über jeden noch so kleinen Tipp.

Am Ende unserer Exkursion blieben nur drei Pilze übrig, die wir ohne Bedenken essen konnten. Wie ihr seht erfolgreich (we survived).

Aufgepasst beim Pilzesammlen

Das wichtigste beim Sammeln ist: keine Giftpilze in den Korb. Die Gefahr, die von ihnen ausgeht, ist enorm. Bei den Knollenblätterpilzen ist sie sogar tödlich (siehe Vergiftungen), aber auch andere Pilze sind nicht unbedenklich. Einige Pilze, die heute als giftig gelten, wurden sogar bis vor wenigen Jahren als unbedenklich verzehrt (Kahler Krempling und die Frühjahrslorchel). Auch ihr Verzehr kann tödlich enden. Äußerste Vorsicht und Aktualität ist also beim Pilzesammeln geboten. (weiteres siehe Pilzvergiftungen). Trotz dieser immer wiederholten Warnungen kommt es jedes Jahr zu neuen Unglücksfällen. Eine traurige Geschichte spielte sich 1975 ab. Nach einem Pilzessen starben alle an einer Vergiftung durch einen einzigen mitgesammelten Knollenblätterpilz. Insgesamt waren es zwölf Personen.

Warum soll man Pilze essen

Die Pilze bestehen zum großen Teil aus Wasser. Eiweiß, Zucker und Fett sind nur in geringen Anteilen in Pilzen enthalten. Der Ernährungswert ist in dieser Hinsicht unbedeutend. Die Mineralstoffe und Spurenelemente hingegen kommen bei ihnen in verhältnismäßig großen Mengen vor.Diese erfüllen im menschlichen Körper unentbehrliche Aufgaben. Als letzter Grund kann man noch Pilze essen, weil sie einem einfach gut schmecken, ein nicht unerheblicher Grund.

Gefundene Pilze September 2001

Der Hallimasch: gekocht essbar
Der Hallimasch wächst im Herbst in Laubwäldern und Nadelwälder. Der Pilz ist leicht giftig und muss deshalb im Wasser circa 10 min aufgekocht werden. Danach kann man ihn unbedenklich braten und verspeisen. Man sollte aber trotzdem beim ersten Verzehr nur eine kleine Menge (Bekömmlichkeitsprobe) zu sich nehmen, da bei ihm häufig Allergien auftreten.

Unsere Erkennungsmerkmale:

honigbräunliche Färbung
braunschwarze Schuppen
wuchs am Holz in größeren Gruppen
hoher weißlicher Ring
Laubwald

Stinkmorchel: ungenießbar
Wächst im Sommer bis zum Herbst in Laubwäldern. Die Stinkmorchel riecht wie der Name schon sagt unangenehm. Mit dem Geruch lockt er Fliegen an, die helfen seine Sporen zu verbreiten.

Unsere Erkennungsmerkmale:

Hut mit wabenartiger Oberfläche
Langer poröser Stiel mit einem finger- oder glockenförmigen Hut
Laubwald

Porling: ungenießbar

Porlinge wachsen auf Holz entweder mit seitlichem Stiel oder wie bei uns als Konsolenpilz. Seine Beschaffenheit ist meist holzig bis lederartig. Unseren Pilz konnten wir leider nicht näher bestimmen.

Rotbrauner Milchling: ungenießbar Wächst im Sommer bis zum Herbst in Nadelwäldern.

Unsere Erkennungsmerkmale:

milchige Flüssigkeit tropfte aus dem Pilz heraus
trichterförmiger Hut
rotbraune Färbung
Nadelwald

Safranschirmpilz: essbar
Wächst im Sommer bis zum Herbst in allen Wäldern.

Unsere Erkennungsmerkmale:

Weiße Färbung
verschiebbarer Ring
kleine Knolle
Laubwald


Schopftintling: essbar
Wächst im Herbst auf Wiesen, in Gärten und an Wegrändern. Der Schopftinling ist nur solange essbar bis die Lamellen schwarz werden und zu zerfließen beginnen. Außerdem muss er sofort zubereitet werden, da er sehr schnell verdirbt.

Unsere Bestimmungsmerkmale:

hoch und zylindrisch
zottige Schuppen
teilweise zerfließen die Lamellen
Wegrand

Kartoffelbovist: ungenießbar
Wächst im Sommer bis Herbst in Wäldern und Heiden.

Unsere Bestimmungsmerkmale:

knollige Form
schuppige Oberfläche
rötlich schwarze Porenmasse
Laubwald


Unbestimmte Pilze

Die nachfolgenden vier Pilze konnten wir leider nicht bestimmen.




Pilze, die Unheil anrichten

Mit Pilzvergiftungen ist nicht zu Spaßen. Deshalb haben wir diesem Teil eine eigene Rubrik gewidmet. Sie ist jedoch nicht von Experten, sondern von Laien geschrieben worden. Also beschafft euch zusätzlich Bücher oder noch besser einen Experten.

Einige giftige Pilzarten

Knollenblätterpilze

Es gibt verschiedene Arten von Knollenblätterpilzen. Sie sind jedoch alle giftig. Die Knollenblätterpilze sind die gefährlichsten Pilze in unserem Land. Es sind:

1)der Grüne Knollenblätterpilz (tödlich giftig)
2)der Frühlingsknollenblätterpilz (tödlich giftig)
3)der Kegelhütige Knollenblätterpilz (tödlich giftig)
4)der Gelbliche Knollenblätterpilz (leicht giftig)

Die sichere Unterscheidung dieser Pilze von anderen ist für den Pilzsammler notwendig (überlebensnotwendig)! Die Vergiftungserscheinungen tauchen nicht sofort nach dem Essen auf, sondern erst nach 6-20 Stunden.

Grüner Knollenblätterpilz

Dieser Pilz ist der giftigste in Deutschland. Selbst kleinste Kostproben können zum Tod führen. Auch bei zeitiger moderner medizinischer Betreuung sterben noch circa 50% der Patienten. Etwa 10 Gifte enthält der Pilz (ähnlich Frühlingsknollenblätterpilz und Kegelhütiger Knollenblätterpilz). Er hat dabei zwei große Giftgruppen die Phallotoxine und Amatoxine. Es kommt zuerst zu Erkrankungen im Verdauungsapparat (Phallotoxine) und später werden dann die Leber, Nieren und das Herz geschädigt, die zum Tod führen (Amatoxine). Der Grüne Knollenblätterpilz wächst von Sommer bis Herbst. Sein Standort ist meist unter Eichen und Buchen. Man kann ihn mit dem Champignon, grünen Täublingsarten und mit dem Grünling verwechseln.

Kahler Krempling

Dieser Pilz galt lange Zeit in Westfalen als Speckpilz. Doch auch der Verzehr dieses Pilzes ist sehr gefährlich. Er ist nicht giftig im eigentlichen Sinne. Seine Gefährlichkeit beruht auf einem speziellen Mechanismus im Blut. Eiweiße des Kahlen Kremplings rufen eine Abwehrreaktion des menschlichen Körpers hervor. Es werden viele Antigene gebildet. Normalerweise sind Antigene Markierungshilfen des menschlichen Abwehrsystems. Stoffe werden markiert und daraufhin durch das Abwehrsystem vernichtet. Die vom Kahlen Krempling provozierten Markierungshilfen reagieren jedoch nicht nur auf die Eiweiße des Kahlen Krempling, sondern beziehen dummerweise zusätzlich die Rote Blutkörperchen in die Reaktion mit ein. Die Roten Blutkörperchen verklumpen sich dabei und können nur schlecht abgebaut werden. Bei jeder Mahlzeit mit diesem Pilz erhöht sich die Verklumpungsanzahl der Roten Blutkörperchen. Nach regelmäßigem längeren Verzehr führt das zu Erkrankungen wie Gelbsucht und Anämie. Auch heute noch wird der Pilz von einigen Pilzsammlern, trotz dieses gefährlichen Mechanismus, gegessen. Übrigens roh führt der Pilz zu heftigen Vergiftungserscheinungen und musste früher speziell zubereitet werden. Der Kahle Krempling wächst vom Frühsommer bis zum Herbst in allen Wäldern.

Frühjahrslorchel

Früher galt auch dieser Pilz, ähnlich dem Kahlen Krempling als essbar. Doch das ist falsch. Die Frühjahrslorchel wurde speziell zubereitet. Trotz solcher Behandlungen traten jedoch immer wieder schwere Vergiftungen auf und der Pilz wurde auf die Liste der giftigen Arten gesetzt. Das Gift der Frühjahrslorchel ist das Gyrometrin. Es ist wasserlöslich und leicht flüchtig. Durch die spezielle Behandlung mit Abkochen und Trocknen wurde versucht, den Pilz genießbar zu machen. Das Gift konnte aber kaum vollständig entfernt werden. Besonders Kinder und organisch kranke Personen waren Opfer.
Die Frühjahrslorchel wächst im Frühling in Kiefernwäldern. Man kann die Frühlingslorchel mit den essbaren Morcheln verwechseln.

Nicht jeder Pilz verträgt Alkohol

Bei einigen Pilzen treten bei gleichzeitigem Genuss von Alkohol Vergiftungen auf. Das passiert bei Faltentintlingen, Glimmertintlingen und beim Netzstieligen Hexenröhrling.
Es kommt zur Färbung des Gesichts und der Brustpartie. Die Pupillen erweitern sich und der Puls beschleunigt sich. Daneben treten Herzklopfen und ein Hitzegefühl auf. Diese Symptome treten noch Tage später auf, wenn wieder Alkohol getrunken wird.

Sekundärvergiftungen, oder warum man keine Plastiktüte nehmen darf

Es ist der gleiche Mechanismus der bei Fischvergiftungen auftritt. Bei der Zersetzung von Eiweiß treten Giftstoffe auf. Der Pilz enthält zwar nur wenige Eiweiße, trotzdem lösen die entstehenden Zerfallsprodukte schwere Vergiftungen aus. Beim Transport in einer Plastiktüte wird der Stoffwechsel durch die Wärme und Feuchtigkeit beschleunigt, die Eiweiße zerfallen schneller. Deshalb verwendet man beim Sammeln luftdurchlässige Behälter.

Was man bei einer Pilzvergiftung grundsätzlich machen muss

Die erste Regel lautet natürlich umgehend einen Arzt aufzusuchen. Dabei sollte man nach Möglichkeit Reste der Pilze mitnehmen, evtl. sogar vom Erbrochenen. Bis der Arzt kommt sollte man versuchen sich zu übergeben, um die Aufnahme weiterer Giftstoffe von den Pilzen zu verhindern.

Regeln für gute Pilzsammler

1) Nur Sammeln was man wirklich essen will
2) Die Pilze kurz vor dem Boden abschneiden, um eine Schädigung des Myzel zu vermeiden
3) Ein Zertreten der Krautschicht oder ein Verfestigen des Bodens vermeiden
4) Keine Pilze (auch Giftpilze) mutwillig zerstören, auch sie haben eine wichtige Rolle im Ökosystem

Literatur

Pilze; M. Knoop; Niedernhausen 1997
Das große Kosmos Handbuch der Natur; M. Chinery; Stuttgart 1986
Der große Pilzführer; M. Svrcek; Bindlach 1996

Kleine Pilzkunde Teil Eins
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