Aktuelles
waldläufern
Waldläufer
Unser Forum
WWW-Links
Kontakt
www.ruf-der-wildnis.de Inhalt Kontakt

Selbstverteidigung

Bei nebligen und regnerischen Wetter fuhren wir in einer Fahrgemeinschaft in Richtung Bocholt, um an einem Wing Tsun Seminar teilzunehmen. Ausnahmsweise waren wir in weiblicher Begleitung: Eva. Nachdem Bocholt auf der Landkarte entdeckt wurde, wunderten sich Merlin und Bär darüber, daß dieses beschauliche Örtchen nun doch nicht im Ruhrgebiet liegt, sondern nahe Holland, und bekamen ein vollkommen neues Bild des Niederrheines. Durch diesen Irrtum entstand eine zeitliche Knappheit, die aber halbwegs durch Fahrkünste ausgeglichen werden konnte. In Bocholt fragten wir uns durch und kamen endlich in einer verwinkelten Gasse an, wo das Trainingscenter "Harsky" lag und das Seminar stattfinden sollte.

Wir wurden freundlich empfangen und sofort in das Seminar mit einbezogen.
Zu Anfang des Seminars verdeutlichte SIFU Andreas Tomczak mit Bodenübungen, daß es fast unmöglich ist, einen Menschen festzuhalten. Selbst mit raffinierten Hebeln oder Würgetechniken konnten die Teilnehmer sich untereinander nicht unten halten. Der Trick dabei ist nicht aufzugeben. Einfach drehen und mit aller Kraft winden wie ein Wurm. Das machte Mut sich zu wehren und nicht zu schnell aufzugeben. Zum anderen zeigte, daß Hebel wirkungslos sind, solange der "Gehebelte" nicht verkrampft. Locker bleiben heißt das Motto. Hebeln gehört in der Regel nicht zu den Techniken des WT, sondern Schlagen. Und dieses Schlagen vor allem in Form der "Kettenfauststöße" ! Kettenfauststöße sind schnelle, kurze Fauststöße, die gerade geführt werden, nicht bogenförmig. Diese Kettenfauststöße verhindern auch, daß der Angreifer meine Arme festhalten kann. Kettenfauststöße führt man auf einer Linie aus, die Schultern bleiben senkrecht zu den Armen und auf kurzem Wege wird der Gegner getroffen. Mit weiteren Bodenübungen zeigte uns der Sifu, daß die Kettenfauststöße eine Waffe des Nahkampfes sind. Wir mussten uns auf den Rücken legen und mit Tritten und Fauststößen versuchen, die stehenden "Angreifer" uns vom Leib zu halten. WING TSUN ist absoluter Nahkampf. Dieser Umstand zeigt den Vorteil von WT: Alle anderen Kampfstilrichtungen bevorzugen die Distanz. Dies erklärt sich durch die Geschichte des Kampfsports, in der diese Kampfstile aus Schwertkampfstile abgeleitet wurden, oder zumindest in Volkstänzen "versteckt" werden mußten. Da Schwerter verdammt scharf sind, hielt sich die Begeisterung für den Nahkampf in Grenzen. WT hat dieses Konzept nicht übernommen, sondern einfach mal die Birne eingeschaltet, physikalische Gesetze und menschliche Fähigkeiten verglichen. Dann wurde auch die Psyche mitbeachtet. Heraus kam Wing Tsun. Mittlerweile geht man im WT auch von dem traditionellen WT ab und lehrt "Blitzdefence", die neueste Entwicklung in diese Richtung.

Wing Tsun ist heute eine ultimative Lösung, eine Antwort auf alle "Fragen". In den meisten Kampfstilen wird für jede Angriffsart eine Abwehr erfunden, z.B. hoher Schwinger von rechts wird mit dem eigenem linken Arm geblockt. WT geht da anders vor: hier gibt es für jeden Angriff nur eine Antwort: auf der Linie vor dem Körper direkt zum Angriff übergehen. Nach dem Motto: es gibt nur einen Weg und wenn ich den besetze, kann der Angreifer ihn nicht besetzen. Dieser genannte Weg ist eine Linie vor dem Körper: Kopf, Hals, Brust, Genitalien, Knie. Das sind die empfindlichsten Teile des Körpers. Das Ziel des Angreifers. Wenn ich auf der Linie vor meinem Körper zu der Linie des Angreifers schlage, kann auf dieser Linie der Angreifer nicht schlagen. Und wenn der Angreifer einen Meter rechts neben meinen Kopf schlägt, dann brauche ich diesen Schlag nicht blocken. Das wäre Blödsinn. Der Schlag geht in die Luft.

Die Vorteile der "einzigen Antwort" liegen auf der Hand:
es ist nicht notwendig die Art des Angriffs zu erkennen (wichtig in entscheidenen Millisekunden), ohne nachzudenken kann eine sinnvolle Selbstverteidigung eingeleitet werden, meine wichtigen Körperteile sind geschützt, ich verschwende meine wertvolle Zeit nicht mit sinnlosen Abwehrversuchen, es gibt einen Überraschungseffekt beim Angreifer, der psyschisch nicht unterschätzt werden darf. In dem Moment der Überraschung hat er verloren.
Das funktioniert auch verbal. Zum Beispiel gibt es ja die Standardsituation:

"Ey, was guckst Du?!"
Folgt darauf die Antwort: "Entschuldige, ich habe Dich mit einem Bekannten verwechselt" ist der verbale Angreifer erst einmal perplex. Eine logische Antwort, die wie aus der Pistole geschossen kommt - da kann der Angreifer nichts mehr machen. Ein Kampf wurde vermieden. Vermeide immer Kampf wo es geht. Immer daran denken, dass schnell das Augenlicht verloren ist, dass Du querschnittsgelähmt durch einen Schlag werden kannst.

Im Seminar wurde zwischendurch des öfteren angesprochen, daß WT zu brutal ist. (Die Überraschungseffekte sind sehr auffallend und überraschen eben, machen Angst). Hier mußte der Sifu erst einmal erklären, daß WT eine Abwehrreaktion ist. Der Angreifer greift Dich an, aber nicht um Dich zu liebkosen. Der Angreifer möchte Dich verletzen, wenn nicht gar töten. Selbst wenn er Dir "nur eine pfeffern" will, kann es zu Entstellungen im Gesicht kommen. Sehr schnell kann eine Schlägerei auch im Rollstuhl enden: Du bist querschnittsgelähmt. Dabei hast Du Glück, denn ebenso kann ein Schlag auf die Wirbelsäule dein Leben beenden. Und wenn es um mich oder so einen gewalttätigen Typ geht, dann entscheide ich mich lieber für mich. Es ist eine ganz existenzielle Angelegenheit, es geht um das nackte Überleben. Und so sollte auch gekämpft werden. Es muß jedem klar sein, worum es geht.


Es gilt, aus der Opferrolle heraus zu kommen. Nicht immer der Typ zu sein, der gesenkten Blickes aus der Lieblingsdisko schleicht und nie wieder kommt, nur weil er immer angepöbelt wurde. Nicht der Typ zu sein, der gehänselt wird oder die Frau zu sein, die von Männern sexuell belästigt wird. Natürlich ist WT nicht die Antwort, aber der Konflikt muß nicht immer umgangen werden. Der Konflikt mit Worten ist ja nichts Schlimmes und kein WT-Mann wird zuerst körperlich angreifen, weil er weiß worum es geht. Der Konflikt mit Worten wird nur deshalb umgangen, da er sehr schnell mit Gewalt beantwortet wird. Mit WT braucht sich keiner vor dieser Konsequenz fürchten. Und mit dieser Einstellung kann ich mich gegen die Bedrängnis anderer wehren. Je mehr ich bedrängt werde, desto mehr wehre ich mich. Weil es mich stört, und davon setze ich den "Bedränger" sehr schnell in Kenntnis. Hat auch etwas mit Gleichberechtigung zu tun.

Am Ende des Seminars konnten wir noch einer Vorführung beiwohnen, wobei gezeigt wurde, wie auf sensorische Weise gekämpft werden kann. Der Sifu kämpfte mit verbundenen Augen - rein nach Sensorik. Dieser Vorführung war auch eine Übung vorausgegangen, in der die Teilnehmer sich an den Händen fassen sollten. So wurde gezeigt, daß es unmöglich ist, mich zu schlagen, wenn ich an den Händen des Gegners "klebe". Dieses Kleben geschieht nun durch die Sensorik, ich reagiere auf die Bewegungen des Gegners. Diese Sensorik bildet man mit der sogenannten Siu Nim Tau Form aus und ist eine Bewegungslehre.

Falls jemand Interesse hat, die Effektivität dieses Selbstschutzes auszuprobieren, dem empfehle ich sich an die EWTO zu wenden, die dir eine WT Schule in deiner Nähe nennen kann.
Mehr auch unter www.wt-duesseldorf.de.
Inhalt Kontakt